Blogeintrag

#Charakters of september Teil 2

Das Originalbild stammt vom französischen Fotografen Philippe Echaroux und wurde auf der Seite ‚Petapixel‘ veröffentlicht. Link hier

Im ersten Teil super coolen Challenge meiner Autorenkollegin Gabi Büttner, habt ihr Kos aus Nummer 365 -Die Lichtbringer bereits ein bisschen kennengelernt. Heute folgt nun ohne große Vorrede der zweite Teil des Interviews:

Sabrina: Hallo Kos. Schön, dass Sie zum zweiten Teil unseres Interviews gekommen sind. Heute soll es um Ihr soziales Umfeld gehen.

Fangen wir also gleich an, bevor Sie es sich anders überlegen: In welche Gesellschaftsschicht sind sie hineingeboren worden?#

Kos: Na mal sehen, wie das hier heute so läuft.

In Eden gibt es zwei große Unterteilungen der Gesellschaft. Nämlich in Soldaten und Zivilisten.

Meine Eltern waren beide Zivilisten. Ich war ihr einziges lebend geborenes Kind. Dazu muss man verstehen, dass in Eden laut Statistik die Entwicklung gesunder Embryonen in den letzten 50 Jahren immer weiter zurückgeht. Die Gründe dafür sind laut der Armee der Lichtbringer auf einen Anschlag des Abendsterns zurückzuführen. Ich halte das für Unfug. Meine Theorie dazu ist eine ganz andere, doch diese dürfte ich nie laut aussprechen.

Jedenfalls entschied ich mich, vom Zivilisten zum Soldaten zu werden, als ich feststellte, dass eine medizinische Ausbildung nur bei den Lichtbringern möglich war. Ich wollte ja Menschenleben retten. Und wo konnte ich das besser als bei den Beschützern Edens?

Wie naiv ich war …

Sabrina: Wie groß ist Ihre Familie?

Kos: Ich… ich habe keine Familie mehr. Das ist die bittere Wahrheit. Meine Eltern sind schon lange tot. Mein Sohn ebenfalls. Meine Frau … hat mich verlassen. Es gibt niemanden mehr. Niemanden außer der Kinder für die ich nun die Verantwortung trage.

Sabrina: Und was bedeutetet Ihnen Familie?

Kos: Alles. Sie hat mir einfach alles bedeutet. Jetzt habe ich nur noch meine Arbeit.

Sabrina: Das tut mir sehr leid. Vielleicht kommen wir besser nochmal auf ihre Kindheit zurück? Wer war Ihre Bezugsperson als Kind?

Kos: Nun, mein Vater starb schon früh. Also hat meine Mutter mich großgezogen. Sie war eine unheimlich warmherzige, intelligente Frau. Sie sagte immer, in der Wissenschaft läge die Rettung Edens, nicht im Krieg. Deshalb ist sie wohl auch nie in die Armee eingetreten, obwohl sie es dort in der Forschung sicher weit gebracht hätte.

Wenn ich heute darüber nachdenke, wäre ich wohl nie zu den Lichtbringern gegangen, wenn sie zu diesem Zeitpunkt noch gelebt hätte.

Sabrina: Welches ist Ihre glücklichste Kindheitserinnerung?

Kos: Ich bin in der Stadt aufgewachsen. In Eden ist das ein grauer, enger, trister Ort. Einmal nahm mich meine Mutter mit aufs Land. Ich habe keine Ahnung, was wir dort zu suchen hatten, denn eigentlich ist das Verlassen der Stadt für Zivilisten nicht ohne weiteres gestattet. Zumindest war es das erste Mal, dass ich die Schönheit Edens wirklich begriff. Die grüne Oase. Paradies der Menschheit.

Sabrina: Wow! Das klingt beeindruckend.

Kos: Allerdings. Besonders auf ein Kind. Es war sehr einprägsam.

Sabrina: Haben Sie eigentlich einen besten Freund, oder eine beste Freundin?

Kos: Freunde? Nein. Ich habe keine Freunde. Früher hatte ich welche. Aber seit der Sache mit meinem Sohn und meiner Versetzung an die Akademie, haben wir keinen Kontakt mehr. Hier habe ich mich nicht um neue Freundschaften bemüht.

Wer einem Freund noch am nächsten kommt ist Simon. Uns verbindet eine Gemeinsamkeit: Wir fühlen uns für das Überleben der neuen Rekruten verantwortlich. Deshalb versuchen wir gemeinsam Regeln zu umgehen, um sie zu beschützen. Aber er ist noch ein Junge. Vielleicht könnten wir in einigen Jahren Freunde sein. Momentan fühle ich mich eher wie sein Mentor.

Sabrina: Gibt es noch mehr solcher Beinahe-Freundschaften?

Kos: Allgemein ist mir Trupp 6 sehr ans Herz gewachsen. Vor allem Canina, eine meiner Sanitätsschülerinnen. Ich erkenne mich ihn ihr wieder. Darin wie sie verzweifelt um jedes Leben kämpft und trotzdem immer wieder scheitert.

Sabrina: Was ist Ihnen bei Freunden denn wichtig?

Kos: Dass ich ihnen vertrauen kann. Das ist auch der Grund, warum ich hier in der Akademie nicht versuche Freunde zu finden. Wie könnte ich das jemals? Wie könnte ich denen die hier arbeiten je verzeihen, was sie tun, wo ich es mir doch selbst nicht verzeihen kann?

Sabrina: Da sind sie wirklich in einer schwierigen Situation. Ich stelle mir das sehr einsam vor.

Kos: Ja. Einsam … Können wir weiter machen? Ich will … Dieses Interview ist sehr anstrengend.

Sabrina: Klar. Wir sind auch fast durch für heute. Was mögen Sie bei anderen Menschen überhaupt nicht?

Kos: Rücksichtslosigkeit. Emotionale Kälte. Grausamkeit.

Sabrina: Und nun wieder eine lockere Frage zum Schluss: Mögen sie Haustiere?

Kos: Nein.

Sabrina: Warum nicht?

Kos: Haustiere sind etwas für reiche Lichtbringer. Wer sonst könnte es sich leisten seinen Wohnraum und seine Nahrung mit einem Tier zu teilen? Diese Tiere werden besser behandelt als so manches Kind das ich kennengelernt habe.

Außerdem sind sie ziemlich unhygienisch.

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