Blogeintrag

Sind diese Leichen denn auch bio?

Bericht über die 1. Testspielrunde von meinem Krimidinnerprojekt ‚1922‘

Für mich ist es immer etwas ganz Besonderes, wenn eins meiner Krimidinner das erste Mal gespielt wird.
Es ist ähnlich aufregend, wie wenn ich ein Manuskript zum ersten Mal einem Testleser gebe. Nur bekomme ich beim Probespielen eines Krimidinners schneller und direkter Feedback. Das ist zwar einerseits gut, weil ich nicht so lange auf die Folter gespannt werde, andererseits ist es aber auch eine nervliche Zerreißprobe. All die Gedanken und Sorgen, die ich mir sonst über Wochen mache, bis mein Manuskript fertig gelesen wurde, ballen sich hier auf einen einzigen Abend.
Wochenlang habe ich am neuen Dinner gearbeitet. Ich habe Stunde um Stunde an der Story und den Charakteren gefeilt, Hinweise geschickt eingestreut und geduldig an der Auflösung getüftelt.
Alles für diesen Abend.
Für den Tag der Entscheidung, an dem sich zeigen wird, ob sich all die Arbeit gelohnt hat.

Entsprechend aufgeregt war ich auch beim ersten Testspiel meines neuesten Krimidinnerprojektes „1922“.

Vorbereitung

Bereits drei Wochen vor dem geplanten Termin habe ich begonnen, meine Testspieler zu suchen.
Ich habe inzwischen eine zuverlässige Gruppe an Stammspielern, die schon mehrere Krimidinner mit mir ausprobiert haben. Aber wie immer gibt es noch zwei drei weitere Plätze zu vergeben.
Am liebsten besetze ich diese mit noch nicht so erfahrenen Spielern, um herauszufinden, wie das Dinner bei diesen ankommt.
Zum ersten Mal habe ich Spieler für das Testspiel von „1922“ über meine Facebookseite gesucht. Das hat sehr gut funktioniert. Ich konnte die Plätze schnell vergeben. Da sich dieses Vorgehen bewährt hat, werde ich es wahrscheinlich beim nächsten Testspiel beibehalten.

Am Tag des Probelaufs gibt es so viel vorzubereiten, dass die Zeit nur so verfliegt. Zum Glück, denn so habe ich kaum Gelegenheit nervös zu werden. Zuerst bereite ich das Spielmaterial vor, dann muss noch gekocht und dekoriert werden.
Da ich die Charakterrollen vorab an alle Mitspieler verteilt hatte, wollten die Gäste diesmal sogar kostümiert spielen. Deshalb musste ich noch etwas Passendes zum Anziehen finden.

Kaum war alles erledigt, trafen auch schon die Gäste ein. Die Kostüme waren eine tolle Idee, denn meine Spieler waren so sofort in ihren Rollen. Außerdem sah es natürlich super aus, wovon ihr euch auf den Bildern überzeugen könnt.

Durchführung

Nun konnte es richtig losgehen. In der kleinen Hütte, umgeben nur von hohen Tannen und der Nacht, kam gleich die richtige Stimmung auf. Da alle vorab die Regelerklärung gelesen hatten, konnte ich gleich in die Geschichte einleiten und las den Atmosphärentext vor. Danach stellten sich die verschiedenen Charaktere kurz vor und gingen dann sofort begeistert zur Hinweissuche über.

Es wurde geforscht, befragt, angeklagt, gelogen, aufgedeckt, gelacht und geweint.

Dabei fiel auch das Zitat des Abends, dass ich euch natürlich nicht vorenthalten möchte:
„Da fragt man doch nicht nach: Sind diese Leichen denn auch bio?“

Ihr dürft gerne eurer Fantasie freien Lauf lassen, in welchem Zusammenhang dieses Zitat gefallen sein könnte. Über einen Kommentar hierzu würde ich mich freuen.

Allzu viel mehr kann ich euch vom Verlauf des Abends nämlich noch nicht erzählen. Schließlich will ich euch nicht zu viel verraten.

Aber ich denke, die Bilder des Abends sprechen für sich:

testspielrunde-1
Hitzige Diskussionen, bei denen auch der Spaß nicht zu kurz kommt.
testspielrunde-3
Beweismittel werden präsentiert.
testspielrunde-2
Und sogar ein Schwur auf die Bibel wird gefordert.

Feedback

Nach dem Vorlesen der Fallauflösung kam dann für mich der große Augenblick.
Klar konnte ich schon während des Spiels erahnen, ob es grundsätzlich gut oder schlecht läuft. Ich sah, dass das Meiste so klappte, wie ich es geplant hatte. Ich sah aber auch, wo es noch haperte. Zum Beispiel wenn ein Hinweis war noch zu undeutlich, oder ein Satz in der Charakterbeschreibung nicht ganz klar formuliert war.
Doch erst am Ende des Abends konnte ich wirklich offen mit den Spielern darüber sprechen, denn vorher hätte ich natürlich das Spiel gestört.
Jetzt hatte die Warterei endlich ein Ende und ich konnte meine unerträgliche Neugier stillen.

Um erstmal eine unbeeinflusste Einschätzung zu bekommen, gebe ich meinen Testspielern immer vor der Diskussion einen Feedbackbogen und bitte sie ihn auszufüllen. Darin frage ich zunächst allgemein ihre Meinung zum Dinner ab. Wie fanden sie den Spaßfaktor, die Spannung oder die Logik. War es vielleicht zu schwierig oder zu lang?
Auf der zweiten Seite will ich dann z.B. mehr über die jeweils gespielte Rolle wissen oder frage wie sie die Auflösung fanden und ob es Verbesserungsvorschläge gibt.

testspielrunde-feedbackboegen
Vielversprechende Beurteilungen auf meinem Feedbackbogen.

Erst wenn alle Spieler den Bogen ausgefüllt haben, gehen wir in die direkte Diskussion.

Dabei beantwortete ich auch diesmal zunächst die neugierigen Fragen der Probegäste.
Wie bist du darauf gekommen, dass …?
Warum hat mein Charakter eigentlich …?
Ist es historisch korrekt, dass … ?

Danach sprachen wir über Dinge, die mir oder einem der Gäste aufgefallen waren. Ich fragte ab, ob bestimmte Beweise richtig gedeutet wurden oder ob das Setting des Dinners gefallen hat.
So hatte ich am Ende zahlreiche nützliche Hinweise und einige gute Verbesserungsideen notiert.

Weiteres Vorgehen

Nun gilt es in der Überarbeitung die Erkenntnisse aus dem Testspiel umzusetzen. Anschließend habe ich vor, das Krimidinner erneut Probe zu spielen. Im besten Fall mit anderer Personenanzahl, um zu testen, wie gut die Spielversion mit weniger Charakteren funktioniert. Nach der zweiten Überarbeitung bekommt dann der Samhain Verlag diesen neuen Fall. Auch er testet das Dinner nochmal und entscheidet dann, ob er es auch veröffentlichen möchte.
Sollte das der Fall sein, geht es weiter mit Lektorat, Gestaltung und Herstellung.

Alles dafür, dass ihr am Schluss ein optimales Krimidinner in euren Händen haltet und einen tollen Abend damit verbringen könnt.

Eure Sabrina

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